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Payment | 28. April 2021

Digitaler Euro vs. Giralgeld auf Blockchain-Basis: Neue Geldformen verändern Rolle der Banken

Immer weniger Menschen zahlen mit Bargeld – ein Trend, der sich durch Corona weiter verstärkt hat. Stattdessen wird an der Ladenkasse die Karte oder das Mobiltelefon gezückt. Denkt man diese Entwicklung weiter, liegt ein digitaler Euro doch auf der Hand – oder? Claus George, Leiter der Einheit TxB-Informationslösungen erklärt, was hinter der Idee eines digitalen Euros steckt und wie sich die DZ BANK darauf vorbereitet.

Was genau verbirgt sich hinter dem digitalen Euro?
Claus George: Der Begriff des digitalen Euro wird derzeit häufig als Synonym für neue Geldformen im Allgemeinen verwendet. Man muss aber unterscheiden zwischen dem digitalen Euro der Europäischen Zentralbank (EZB) und dem Angebot der Geschäftsbanken. Ersterer ist gedacht als Ergänzung zum Bargeld – die EZB hat schließlich unter anderem die Aufgabe, den Bürgern Zugang zu Zentralbankgeld zu gewähren. Gleichzeitig entwickeln Geschäftsbanken wie die DZ BANK das Giralgeld – also das Guthaben bei einem Kreditinstitut – weiter.

Wie muss man sich diese Weiterentwicklung vorstellen?
Es geht vor allem um die Frage, wie wir die Blockchain-Technologie im Zahlungsverkehr nutzenstiftend für unsere Kunden einsetzen können. Beispiele dafür sind Pay-per-use-Modelle, Zahlungen im Internet of Things oder ganz allgemein programmierbare Zahlungen im Rahmen von Smart Contracts. Hier liegt enormes Potenzial. Wir möchten Lösungen anbieten, mit denen unsere Kunden das Potential der Blockchain-Technologie heben können. Wir können dazu unser Giralgeld aus der Blockchain heraus zugreifbar machen, oder unser Giralgeld in Token wandeln und damit direkt auf die Blockchain bringen.

Haben die Unternehmen denn überhaupt Bedarf?
Bedarf gibt es auf jeden Fall, wobei der nicht bei allen Unternehmen gleich hoch ist. In Gesprächen mit unseren Kunden stellen wir fest, dass das Interesse häufig über die Technik-Affinität eines Unternehmens entsteht. Der Maschinenbausektor ist zum Beispiel sehr viel weiter als andere Branchen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Mittelständler oder Großkonzerne handelt. Vom Grundsatz her gilt aber: Je größer ein Unternehmen, desto häufiger beschäftigen sich dort Mitarbeiter mit Innovationsthemen. Alle Unternehmen, die Blockchain für sich entdeckt haben, erkennen auch die Vorteile von digitalen Währungen und automatisierten Zahlungen.

Als eine von zwei deutschen Banken waren wir kürzlich an der Pilotierung einer sogenannten Triggerlösung beteiligt, die eine Brücke zwischen der Blockchain-Welt und der des konventionellen Zahlungsverkehrs zwischen Banken herstellt.

Claus George, Gruppenleiter TxB-Informationslösungen

Wo stehen Banken bei der Vorbereitung auf den digitalen Euro?
In der DZ BANK haben wir uns früh mit dem Thema beschäftigt, daher sind wir schon recht weit. Als eine von zwei deutschen Banken waren wir kürzlich an der Pilotierung einer sogenannten Triggerlösung beteiligt, die eine Brücke zwischen der Blockchain-Welt und der des konventionellen Zahlungsverkehrs zwischen Banken herstellt. Dieses Pilotprojekt bezieht sich zwar auf die Wertpapierabwicklung, ist aber auf eine Vielzahl von Einsatzfelder übertragbar. Bereits vor zwei Jahren hat die DZ BANK beispielsweise mit der Schuldschein-Plattform Finledger eine zukunftsweisende Initiative auf den Weg gebracht. Auch hier könnte die Triggerlösung ein weiterer wichtiger Baustein zur Abwicklung von großvolumigen Zahlungen in Zentralbankgeld zwischen den institutionellen Parteien werden. Diesen Vorsprung gegenüber unseren Wettbewerbern müssen wir nutzen.

Wie verändert sich die Rolle von Banken, wenn der digitale Euro kommt?
Das kommt darauf an, wie er ausgestaltet sein wird. Heute ist das noch völlig unklar. Es erscheint jedoch absehbar, dass das Konto nicht mehr der Anker der Kundenbeziehung sein wird.

Sondern?
Wir brauchen einen neuen Anker. Für Unternehmenskunden könnte dies zum Beispiel die Bereitstellung von Liquidität sein. Vermutlich werden wir auch unsere  Rolle anpassen müssen. Banken werden zu Unternehmensberatungen mit Schwerpunkt auf Finanzthemen. In der Genossenschaftlichen FinanzGruppe haben wir die beste Ausgangsposition, denn die Kompetenz ist da. Wir nehmen uns gerade viel Zeit, um die Gruppe fit zu machen. Denn wir wollen ja, dass die Kunden ihre Hausbank ansprechen und nicht eines der zahlreichen Fintechs, die sich darauf spezialisiert haben. Dass Fintechs nicht reguliert sind und ihre Ideen auf der grünen Wiese umsetzen können, ist ein Vorteil, den Banken nicht haben. Wir dürfen hier keine Fehler machen, wir haben keinen Freischuss.

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