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Trends & Technologie | 10. Juli 2017

Bitcoin-Börsen, Akzeptanz und Nutzung

Gastbeitrag von Gerrit Pecksen*

Im ersten Teil der Serie haben wir die Kryptowährung Bitcoin erklärt, im zweiten Teil ging es um Zahlen, Daten, Fakten aus dem Bitcoin-Universum. Heute wollen wir uns mit den Handelsplätzen für Bitcoin und der Akzeptanz und Nutzung des digitalen Zahlungsmittels befassen.

Mehr als 100 Bitcoin-Börsen weltweit

Ein wichtiger Bestandteil des Bitcoin-Ökosystems sind Bitcoin-Börsen, an denen ein bedeutender Teil der Bitcoin-Transaktionen abgewickelt wird. Dort wird sowohl Fiatgeld gegen Digitalgeld als auch Digitalgeld untereinander getauscht. Die erste ihrer Art war die durch ihre Insolvenz im Jahr 2014 bekannt gewordene Mt. Gox. Mittlerweile gibt es mehr als 100 Bitcoin-Börsen weltweit, von denen jedoch viele nur ein geringes tägliches Handelsvolumen aufweisen. In Deutschland gibt es den Bitcoin-Marktplatz bitcoin.de, über den Bitcoins ge- und verkauft werden können. Im Unterschied zu klassischen Bitcoin-Börsen sucht sich der Käufer dort selbst ein konkretes Angebot eines Verkäufers aus.

International befinden sich die größten Bitcoin-Börsen in den USA und China. Betrachtet man, welche Währungen an Börsen weltweit am häufigsten gegen Bitcoins gehandelt werden, so wird deutlich, dass zwischen 2014 und 2017 der chinesische Renminbi den mit Abstand größten Teil der Transaktionen ausmachte. Nachdem die chinesische Zentralbank jedoch im Februar 2017 eine deutlich strengere Regulierung angekündigt und den Börsen mit der Schließung gedroht hatte, stellten diese bis auf weiteres die Auszahlung von Bitcoins ein. Der Handel zwischen Renminbi und Bitcoins brach daraufhin weitestgehend ein. Seitdem ist Japan der bedeutendste Markt für Bitcoins, gefolgt von den USA. Auch das Handelsvolumen insgesamt reduzierte sich deutlich. Es ist jedoch zu beachten, dass in der Darstellung unten nur der Handel zwischen Fiatgeld und Bitcoins berücksichtigt ist. Betrachtet man zusätzlich den Handel von Digitalwährungen untereinander, so ist ein solch starker Einbruch nicht zu erkennen. Bei der derzeit nach täglichem Transaktionsvolumen größten Bitcoin-Börse Poliniex macht der Handel zwischen den beiden Kryptowährungen Ether und Bitcoin mit über 25% bereits den größten Anteil aus. Mit steigender Bedeutung der weiteren Kryptowährungen ist zu erwarten, dass der Handel zwischen diesen untereinander auch in Zukunft weiter zunehmen wird. Gleichzeitig werden sich die Börsen in nächster Zeit immer intensiver mit neuen regulatorischen Anforderungen beschäftigen müssen, was perspektivisch jedoch eher das Vertrauen erhöhen und damit für einen Anstieg des Handelsvolumens an den Börsen sorgen dürfte.

 

Mehr als 100.000 Händler weltweit akzeptieren Bitcoins

Eine Währung muss sich auch daran messen lassen, wo man mit ihr bezahlen kann bzw. wie hoch ihre Akzeptanz ist. Auf der generell als repräsentativ angesehenen Webseite coinmap.org werden derzeit knapp über 9.000 (physische) Geschäfte geführt, bei denen man mit Bitcoins bezahlen kann. Wie viele Unternehmen die Zahlung von Bitcoins online anbieten, ist jedoch weitaus weniger klar. Ziemlich sicher ist jedoch, dass es bedeutend mehr sind. Nach Angaben der Seite spendbitcoins.com sind es mehr als 100.000 Händler weltweit, die Bitcoins akzeptieren. Bekannte internationale Geschäfte sind z.B. Subway, Microsoft, Expedia, Dell, Overstock oder Tesla. Insbesondere in Japan ist die Akzeptanz von Bitcoins in letzter Zeit stark gestiegen, und sie dürfte sich mit der Deklarierung von Bitcoins als Zahlungsmittel seit Anfang April dieses Jahres in nächster Zeit vermutlich auch noch weiter erhöhen.

Wofür Bitcoins genutzt werden, lässt sich nur sehr schwer ermitteln. Eine erste Möglichkeit sind Umfragen. In einer (mit 112 Teilnehmern nicht besonders repräsentativen) Umfrage der Universität Münster wurden Teilnehmer unter anderem gefragt, wofür und wie häufig sie Bitcoins verwenden. Demnach benutzen rund 80% der Befragten Bitcoins zum Bezahlen, in etwa genauso viele gaben an, die Digitalwährung zum Investieren/Handeln zu verwenden. 70% nutzen es laut der Umfrage zum Experimentieren und Lernen, gefolgt von Verkauf von Gütern und dem Mining. Nach der Häufigkeit des Einsatzes in der jeweiligen Kategorie gefragt, war die häufigste Antwort Investieren/Handeln. Bezahlt wird mit Bitcoins demnach deutlich weniger häufig. Niemand gab an, täglich oder wöchentlich die Digitalwährung dafür zu verwenden.

Eine zweite Möglichkeit, die Verwendung für Transaktion und Spekulation zu differenzieren, ist die Berechnung des Verhältnisses zwischen dem gesamten Transaktionsvolumen des Bitcoin-Netzwerkes und dem Handelsvolumen an Bitcoin-Börsen. Grundsätzlich deutet ein Anstieg des Verhältnisses darauf hin, dass Bitcoins mehr zu Transaktionszwecken verwendet werden, während eine Abnahme eine stärkere Verwendung aus dem Spekulationsmotiv impliziert. Die Daten zeigen jedoch keinen nachhaltigen Trend auf und sind starken Schwankungen ausgesetzt. Dennoch lässt sich festhalten, dass der spekulative Anteil an Bitcoins immer noch von großer Bedeutung ist.

Innovative Start-Ups arbeiten daran, Bitcoins auch als Tauschmittel attraktiver zu machen

Eine wichtige Frage für die Zukunft von Bitcoins ist daher, wie man sie trotz der hohen Volatilität auch als Tauschmittel attraktiver machen kann. Damit haben sich auch einige Bitcoin-Startups beschäftigt, eines der bekanntesten ihrer Art ist BitPay. Mit BitPay haben Bitcoin akzeptierende Händler die Möglichkeit, Bitcoins sofort in Euro, Dollars oder eine sonstige Währung ihrer Wahl umzutauschen. Sie haben dadurch kein zusätzliches Risiko, jedoch den Vorteil geringerer Gebühren als beispielsweise im Vergleich zur Kreditkartenzahlung. Ob sich diese Lösung jedoch langfristig durchsetzt, ist fraglich, zumal auch die Transaktionsgebühren von Bitcoins derzeit immer weiter steigen.

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*Gerrit Pecksen ist Research Assistent in der DZ BANK. Der Beitrag ist ein Auszug aus der Studie “Bitcoins: Teufelszeug oder Währung der Zukunft?

 

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