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Foto: Getty Images / Colin Anderson

Hello Cyborg! Die Technik in mir – Biohacking oder Lebensretter?

Mit Einzug der Wearables (= tragbarer Elektronik) am Markt hat sich der Trend „Selftracking“ bei den Verbrauchern längst zur Normalität durchgesetzt. Die Hemmschwelle, innovative Technologien unmittelbar an und in den menschlichen Körper zu lassen, ist im Begriff, sich zu Gunsten andauernder Selbstoptimierung aufzulösen.

Sensorik und Chip-Technologie bewegen sich heutzutage – zumindest in der Medizin – schon selbstverständlich unter die Haut bis hinein ins Gehirn. Eine kleine Auswahl innovativer Medizin und Chip-Implantate zeigen einen Blick hinter die Kulissen der Forschungslabore:

Gesundheitsimplantate

Einen Meilenstein versprechen Google und Novartis, die gemeinsam Kontaktlinsen zur Überwachung des Blutzuckerspiegels entwickeln. Das Eyeglass24-Blog berichtete über ein Patent der Kontaktlinsen bei Google.

Die TU München experimentiert zeitgleich an Implantaten zur Tumorüberwachung und der Heinz Nixdorf Lehrstuhl an der Universität forscht an einer Systemplattform, mit deren Hilfe diese Sensordaten der Implantate im Körper des Patienten drahtlos übertragen werden. Die Zukunft gehört also nicht den Fitness-Trackern, sondern den Implantaten.

Cyber-Pillen

Unter den Top10 gelisteten Medizin-Innovationen veröffentlicht der GIZBOT-Dienst das britische Forschungsprojekt mit dem Namen „Proteus“. Die britischen Wissenschaftler entwickeln in diesem Projekt eine Pille, die – dank ihrer integrierten Mikroprozessoren – mit dem Arzt zu Umfang und Wirkung der Medikationen kommunizieren kann.

Verhütungs-Chip

Das renommierte Institut MIT (Massachusetts Institute of Technology) aus den USA entwickelt ein Implantat für Frauen, welches empfängnisverhütende Wirkstoffe freisetzt. Die Steuerung funktioniert nach Bedarf per Knopfdruck über eine Fernbedienung. Der Chip soll 2018 im Handel erhältlich sein, berichten die Foren im Internet.

Gehirnimplantate

Gehirnimplantate für Patienten mit Bewegungsstörungen wie Parkinson oder Tourette gibt es in Deutschland schon länger. Ein Australier erprobte, laut Deutschlandradiokultur, in einer zweijährigen Studie kürzlich Implantate an Epilepsie-Patienten. Neu an dieser Gehirnsonde: Sie erkennt erste Anzeichen eines nächsten Anfalls und gibt dem Betroffenen eine Handlungsempfehlung. Die Entscheidung, Medikamente einzunehmen, liegt jedoch beim Patienten. Die intelligente Sonde hat per Algorithmus die Gehirnwellen des Patienten und die Anzeichen eines epileptischen Anfalls erlernen und interpretieren müssen. Während des zweijährigen Experiments ist der Patient über ein Display gewarnt worden, wenn sich ein Anfall anbahnte.

Die Studie hat im Ergebnis gezeigt, dass sich auch das Verhalten des Patienten im Verlauf des Experiments verändert habe und zwei Patienten, so der Forscher, hätten „…ein interessantes Verhältnis zu ihrem Implantat entwickelt“.

e-Tattoo

Ein im Tattoo versteckter Mikrochip, der das Smartphone entsperrt, das Auto verschließt, Visitenkarteninformationen enthält oder als mobiler Speicher nie vergessen werden kann, bietet ein Start-UP namens dangerous things heute schon an.

Diese Form des Body-Upgrades per implantiertem Chip kann durch das breite und frei zugängliche Produktsortiment auf der Verbraucherseite in Zukunft schnell wachsen.
Einer BBC-Recherche zufolge, nutzen Menschen diese Chips tatsächlich als Datenspeicher, als Ersatz zum Beispiel für einen Reisepass oder auch zum Starten von Motorrädern, zum Öffnen von Türen oder ähnlichem. Das Risiko eines Datendiebstahls durch Hacker und den damit verbundenen ungehinderten Zugang zu Daten, Fahrzeug oder Wohnung liegen auf der Hand.

Der Trend setzt sich fort, weiß Netzfrauen.org jüngst zu berichten: So sind schwedische Büroangestellte bereit, sich freiwillig Chips unter die Haut zu spritzen. Entwickelt von einer schwedischen Bio-Hacking-Gruppe ist das Bürogebäude Epicenter (Inkubator) in Stockholm von Investoren mit allerlei Sensor-Technik als Musterhaus ausgerüstet worden, um Türen, Kopierer und demnächst auch das Rabattsystem in der Cafeteria über den implantierten RFID-Chip (Chip zur Identifizierung mithilfe elektromagnetischer Wellen) in der Hand zwischen Daumen und Zeigefinger steuern zu können.

Die meisten Menschen haben für diese Entwicklungen nur ein Kopfschütteln übrig. Vor Allem aber die junge Generation wird der Technisierung des eigenen Körpers sehr offen gegenüberstehen. Wer ein Starter-Kit für Cyborgs sucht, wird auch schnell fündig.

Armband gegen Reisekrankheit bei Nutzung von VR-Brillen

Viele Gesundheitsrisiken durch körpernah, getragene Wearables werden oft zu leichtfertig außer Acht gelassen. Bei auftretenden, unerwünschten Seiteneffekten, die das Tragen neuer Technologie-Innovationen auf die Gesundheit haben können, verlangt der Markt eher nach neuen Erfindungen zur Abwehr unerwünschter Nebenwirkungen als dass der Mensch auf das Tragen ganz verzichtet.

Das smarte Armband VR Motion Band für rund zehn US-Dollar aus Japan wurde genau zu diesem einen Zweck entwickelt – Schwindel, Übelkeit und Kopfschmerzen, verursacht durch VR-Brillen, mittels Akupressur bestimmter Stellen am Arm zu verhindern.

Medizinisch sinnvolle Anwendungen werden sicherlich als Hilfsmittel zur Prävention oder Therapie Einzug finden. Doch wer trägt die Gesundheitsrisiken, Reparatur- oder OP-Kosten beim Tragen eines defekten Implantates? Das finanzielle Risiko wie zum Beispiel Verdienstausfälle bei längerer ernster Folgeerkrankung nach einer Infektionserkrankung, wird allzu leicht im Kopf beiseite geschoben. Wie bei vielen Innovationen entwickeln sich zunächst vielversprechende Ansätze und Konzepte, während die Folgenabschätzung oder die Beantwortung rechtlicher Fragen später erfolgt. Gerade bei der „körpernahen“ Anwendung von Technologie sind solche Aspekte aber umso wichtiger.

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