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Trends & Technologie | 19. Januar 2017

Wie digitale Assistenten unser Leben verändern

Einfach eine Frage in den leeren Raum stellen und eine Antwort bekommen. Die digitalen Assistenten machen es möglich und sollen schon bald wie echte Menschen mit uns sprechen können. Amazon, Microsoft, Apple und Google machen es vor. Künstliche Intelligenz gepaart mit der Omnipräsenz des Smartphones hat enormes Potenzial. Alles kann, nichts muss. Lassen wir die mächtigen und schlauen digitalen Assistenten in unser Leben, wird ein Zurück allerdings schwierig.

“There is an app for that”
Auf diesem Satz aus dem im Jahr 2009 gesendeten iPhone 3G Advertisement basiert eine ganze Ära in der Smartphone-Geschichte. Egal für was, für alles gibt es eine App. Das Smartphone wird so zunehmend zum Alleskönner und zum Zentrum des digitalen Handels. Inzwischen ist die Flut an Apps allerdings so unfassbar gigantisch und unübersichtlich, dass es schwer fällt, die passende App für das gerade aktuelle Problem zu finden. Hinzu kommt, dass es dem Nutzer eigentlich vollkommen egal ist, mit welcher Anwendung oder welcher App sein Problem gelöst wird. Hauptsache, es wird gelöst und das möglich schnell. Es gilt also, sich von einzelnen Produkten (Apps) zu lösen und das Gesamtbild der Problemlösung zu betrachten. Der Nutzer möchte Musik hören (egal ob mit spotify, deezer oder youtube), die neuesten Schuhe bestellen (egal ob über zalando oder schuhe.de) oder ein Hotel buchen (egal ob über hrs.de, hotel.de oder expedia). Genau an dieser Stelle setzen die digitalen Assistenten ein. Durch Sprachbefehle werden sie gesteuert und stehen Rede und Antwort – und das stets nett und freundlich.

Künstliche Intelligenz als Türöffner
Meine erste Begegnung mit einem digitalen Assistenten hatte ich vor Jahren in Form der Sprachsteuerungs-Funktion bei Autos, welche damals eher schlecht als recht funktioniert und den Anruf des Bekannten eher verkompliziert als vereinfacht hatte. Inzwischen funktionieren auch diese Assistenten zuverlässig und die Sprachbefehle werden zielsicher umgesetzt. Die großen Tech-Konzerne bringen mit Ihren digitalen und sprachgesteuerten Assistenten eine Multifunktionslösung, die überall funktioniert. Mit Cortana (Microsoft), Alexa (Amazon), Siri (Apple) und Google Assistant (Google) wird die künstlichen Intelligenz (KI) auf ein neues Level gehoben und zu einem festen Bestandteil unseres Alltags.

Legt man die Funktionsweise der digitalen Assistenten zu Grunde könnte man folgende Definition wagen:
Künstliche Intelligenz ist die Fähigkeit Sprache zu erkennen, die richtigen Statisten zur richtigen Zeit auszuwählen sowie mit passenden Anwendungen zu verknüpfen.
(Auch interessant hierzu der Beitrag von Johannes Merkert )

Die digitalen Assistenten sind in der Lage, selbstständig Inhalte zu analysieren, mit Informationen zu verknüpfen und für die gewünschte Aktion eine passende App auszuwählen und entsprechend zu steuern. Zusätzlich können Sie aus vorliegenden Informationen einen Kontext ermitteln und selbstständig entscheiden, welche Informationen relevant sind und welche nicht. Also wesentlich mehr als nur eine sprachgesteuerte Google-Suche.
Google Assistant zum Beispiel erkennt Inhalte in Textnachrichten und liefert entsprechende Hintergrundinformationen (Öffnungszeiten, Adresse o. Ä.). Er ist in der Lage, eine kontextbasierte Kommunikation zu führen und passende Anwendungen auszuwählen.  In der Vorstellung von Googles neuem Smartphone Pixel reserviert der Assistent einen Tisch in einem Restaurant, das in einer Textnachricht erwähnt wurde. Der Nutzer weiß jedoch nicht, über welche App dies im Hintergrund erfolgt.

Der Weg ist nicht das Ziel.
Doch nicht nur Apps können ohne Rückfragen ausgewählt, auch Einkäufe können durch reine Sprachbefehle getätigt werden. Schließlich sollen die Assistenten uns bei Alltagsaufgaben unterstützen und uns Arbeit abnehmen. Das lästige Suchen nach einem passenden Shop entfällt. Der Nutzer bittet beispielsweise seinen digitalen Assistenten oder auch Chatbot (Beitrag im Innovationsblog) das neuste Buch von Alexander Fitzek zu bestellen und die Bestellung wird ausgeführt. Wo das Buch bestellt wird ist dann nur noch Nebensache und nicht mehr die Entscheidung des Nutzers.

Der Nutzer wird in Teilen entmündigt. Er hat keinen Einfluss mehr auf die Auswahl eines Shops oder einer App. Die großen Tech-Konzerne werden zu Plattformanbietern und übernehmen die Auswahl eines passenden Zulieferers. Sascha Lobo bezeichnet dies als eine neue Möglichkeit die Konsumentenentscheidung zu monetarisieren. Aber eigentlich geht es dem Nutzer auch nicht um den Shop, sondern einzig um eine Lösung. Der Weg ist in diesem Fall nicht das Ziel.

Datenhunger & Always-On
Damit die digitalen Assistenten kontextbasiert antworten und auf die passenden Daten zugreifen können, müssen diese im Vorfeld gesammelt werden. Je mehr Daten vorliegen, umso besser und genauer kann der Assistent agieren. Je mehr wir die Vorzüge der digitalen Assistenten nutzen möchten, umso mehr müssen wir zum gläsernen Menschen werden. (Passend hierzu ein Artikel von Adrian Lobe)

Amazons Alexa ist „Always-On“ und lauscht den Gesprächen in den eigenen vier Wänden. Dies ist notwendig, um auf die Ansprache „Hey Alexa“ reagieren zu können. Was das bedeuten kann, zeigt ein aktueller Fall aus den USA, in dem Alexa einen Mordfall mitgehört haben und über relevante Aufzeichnungen verfügen könnte. Entsprechend soll Alexa nun als Zeugin „aussagen“. Das ist zwar eine etwas makabre Personifizierung der digitalen Assistenten, aber eine durchaus passende. Denn laut Google sollen die Assistenten bald wie ganz normale Menschen mit uns kommunizieren.

„Always-On“ gilt auch für die anderen Assistenten. Damit beispielsweise Google Assistant funktionieren und auf Bildschirminhalte reagieren kann, muss der Bildschirm entsprechend „beobachtet“ werden. Zwar erfolgt dies aktuell noch durch Knopfdruck, aber dennoch ist er damit bereits in der Lage, die Inhalte nicht nur zu sehen, sondern auch entsprechend intelligent zu analysieren und auszuwerten.

Digitale Assistenten mit eigenem „Körper“
Neben den entsprechenden Anwendungen auf den Smartphones gibt es die digitalen Assistenten auch als eigenständige Einheit für die heimischen vier Wände.
Den Anfang macht hier Amazons Alexa, die durch Amazons Echo und Echo Dot Gestalt annimmt.

Amazon beschreibt Echo wie folgt:

„Amazon Echo ist ein Lautsprecher, der allein mit Ihrer Stimme gesteuert wird. Echo verbindet sich mit dem Alexa Voice Service, um Musik abzuspielen, Informationen, Nachrichten, Sportergebnisse und Wettervorhersagen zu liefern und vieles mehr.“

Sehr ähnlich verhält es sich mit Google Assistant, der durch Google Home verkörpert wird. Mit „Ok google“ wird der Lautsprecher aktiviert und reagiert auf Sprachbefehle. Beide Lautsprecher lassen sich mit Smart-Home-Elementen koppeln und können per Sprachbefehl die Rollos runterfahren, das Licht ausschalten, die Raumtemperatur steuern oder den neuen Song des Lieblingskünstlers abspielen.

Geld senden mit Siri
Auch in der Finanzwirtschaft gibt es bereits heute Anwendungsfälle für digitale Assistenten. Mit dem Update auf iOS 10 ist es möglich, mithilfe von Apples Siri Geld zu senden. N26 und auch paypal erlauben Siri den Zugriff auf die entsprechende Anwendung. Was das bedeutet, zeigt folgende erlebte Situation:

Ein Kollege (Oliver) hat im Namen unseres Teams ein Geburtstagsgeschenk für eine Kollegin gekauft und entsprechend bezahlt. Um die eigenen Schulden zu begleichen, reicht ein einfacher Satz in Richtung iPhone: „Hey Siri, überweise 10,- Euro an Oliver mit N26“, danach muss noch zweimal mit „Ja“ bestätigt werden und die Schulden sind Geschichte – zumindest wenn Oliver auch ein Konto bei N26 hat. Selbiges funktioniert auch mit paypal.
Auf der einen Seite ist das unglaublich einfach und nutzerfreundlich, aber auf der anderen Seite auch beängstigend.

Möchte ich wirklich einem digitalen Assistenten Zugriff auf mein Konto und Einsicht in meine Finanzen gewähren? Stärker denn je stehen wir vor der Entscheidung „Convience vs. Privatsphäre“. Möchten wir die Vorzüge der digitalen Assistenten nutzen und dafür einen weiteren Teil unserer Privatsphäre aufgeben oder eben nicht? Diese Frage muss letztendlich jeder für sich selbst beantworten. Klar ist aber, dass mit den sprachgesteuerten digitalen Assistenten eine neue Ära anbricht und sich der Einfluss auf unseren Alltag und auch die Art des Bankings weiter erhöhen wird.

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