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Trends & Technologie | 28. September 2016

„Da steht ein Entoron vor der Bank!“ – Wie Pokémon Go für Aufsehen sorgt

Das Spiel Pokémon Go berührt auch Banker und Augmented Reality“ hat Auswirkungen auf die Finanzwelt.Wenn die Kinder auf einmal freiwillig spazieren gehen wollen, der Kollege schlagartig anstatt die Straßenbahn zu nehmen, zwei Kilometer zu Fuß nach Hause läuft und der Freund auf einmal Interesse an sämtlichen Sehenswürdigkeiten hat, glaubt man, in einer anderen Welt angekommen zu sein. Dass diese durchgehend auf ihr Smartphone starren, erscheint dabei nicht ungewöhnlich. Wenn allerdings ein Banker so konzentriert und mit Freude im Gesicht auf sein Smartphone starrt, als hätte er gerade ein gutes Geschäft abgeschlossen, aber „nur“ dabei ist ein Pokémon zu fangen, ist man im Alltag der Menschen im Jahre 2016 angekommen.

Ab dem 13. Juli dreht sich für einige Tage alles nur noch um eins: Pokémon Go. Pokémon verbinden viele mit dem bekannten Videospiel aus den 90er Jahren und eine TV-Serie mit den Fantasiewesen Pikachu und Co. Man fragt sich, wie solch ein Videospiel einen so großen Einfluss entwickeln und so viele Menschen inspirieren kann.

Das Pokémon "Entoron" treibt sich vor der DZ BANK herum.

Das Pokémon „Entoron“ treibt sich vor der DZ BANK herum.

Eine Antwort dafür lautet „Augmented Reality“. Damit steht Pokémon Go für einen wesentlichen Schritt in der Technologie – und zwar nicht nur in der Videospielindustrie. Pokémon Go warf ein Licht auf den bisher nur in Fachkreisen bekannten Begriff „Augmented Reality“. Augmented Reality, zu Deutsch erweiterte Realität, beschreibt die „computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung“ (wikipedia). So wird beispielsweise bei Pokémon Go die Realität, also das was die Handykamera tatsächlich aufnimmt, um eine virtuelle Spielfläche und Figuren erweitert. So sitzt also z.B. das bekannteste Pokemon Pikachu plötzlich vor dem Frankfurter Messeturm und Taubsi wartet im Park darauf eingefangen und trainiert zu werden.

Der aktuelle Hype wird wahrscheinlich weitere Augmented Reality Applikationen befördern, die unseren Alltag mit neuen Geschäftsmodellen verändern können. Die Volksbank Bühl nennt in ihrem Blog die Digital Box von LEGO oder den Produktkatalog von IKEA als weitere Anwendungsbeispiele. Außerdem hat IBM Anwendungsfälle in Supermarktfilialen gezeigt. So wäre es denkbar, dass der Kunde Kriterien für ein Produkt eingibt (z. B. Müsli mit wenig Zucker und einer guten Kundenbewertung) und die App ihm diese Müslisorten beim Gang durch den Supermarkt anzeigt. Man glaubt, durch diese Informationen Cross-Selling-Potenziale ausschöpfen sowie personalisierte Produkte anbieten zu können. Daneben spricht Pokémon Go auch das Thema Gamification an.

Doch welchen Einfluss kann das auf die Finanzindustrie haben?

Pokémon Go wurde sehr schnell von Unternehmen und auch Banken für standortbasiertes Marketing genutzt. Bei Pokémon Go muss der Spieler an gewissen „Pokéstops“ Pokebälle einsammeln, die er für das Fangen neuer Pokémons benötigt. Durch den Kauf solcher Pokéstops (was Stand heute noch nicht möglich ist), können Geschäfte mehr Kunden in die Läden locken. Beispielsweise reagierte die Volksbank Bühl direkt auf den Pokémon Go Hype, indem sie „Lockmodule“, die das Auftreten und somit den Fang der Pokémons vereinfachen, in der Nähe ihrer Niederlassungen „zündeten“ und dies via Facebook kommunizierten.

Eine weitere Idee war, durch Gewinnspiele Kunden zu „Screenshot – Posts“ mit Pokémons zu motivieren. So hat Goldenwest damit geworben, den Kunden ein kostenloses Handyaufladegerät zuzusenden, wenn sie ein Foto von einem Pokémon vor einer Filiale auf Twitter/Facebook postet (s. thefinancialbrand). Die Pokémon Go App regte offenbar außerdem die Fantasie für neue Geschäftsmodelle an. Beispielsweise reagierte die Russian Bank sehr schnell mit einer Versicherung gegen Pokémon- Unfälle (Russian Bank Insurance App). Daneben bieten viele Telefonnetzanbieter extra Pokémon – Flatrates mit großem Datenvolumen an.

Auch die Bankenbranche kann von standortbasierten Angeboten profitieren und individuellere Promotionen anbieten sowie Cross-Selling-Potentiale ausschöpfen. Bereits 2010 erarbeitete die WL Bank gemeinsam mit engram verschiedenen Anwendungsszenarien. Ein Beispiel war ein interaktives Schaufenster. Darüber können durch einfache Berührungen Informationen zu Produkten zielgruppenorientiert abgerufen werden. Hierzu sagt Jens Wünderlich, Geschäftsführer der engram GmbH: „Mit Augmented Reality können Informationen über Produkte und Dienstleistungen als Erlebnis gestaltet werden. Die Kunden werden verstärkt auf der emotionalen Ebene angesprochen und die Bank hebt sich deutlicher vom Wettbewerb ab“ (engramWLBank).

Eine weitere Anwendung entwickelte die National Bank of Oman SAOG mit ihrer Augmented Reality App. Sie hilf dem Anwender die nächste Bank bzw. den nächsten Bankautomaten zu finden und informiert über aktuelle Angebote in der Nähe (weitere Infos unter: Augmented Reality App NBO).

Gamifikation und Augmented Reality sind also Technologien, die man im Auge behalten sollte. Sie bieten ein großes Potenzial, ein Helfer im Alltag zu werden, wenn zusätzliche Informationen zu realen Gegenständen virtuell „eingeblendet“ werden können.

Der Hype um die virtuellen Monster hat mittlerweile wieder nachgelassen. Allerdings sind wir Menschen neugierig und gespannt auf den nächsten Anwendungsfall. Und wer weiß, ob wir nicht bald virtuelle Sparschweine auf der Straße mit Münzen füttern.

Weitere Lesehinweise:

Financial Brand: Lessons Pokémon Go Can Teach the Banking Industry

Finextra: Bank of Pikachu? What does Pokemon Go mean for banking?

Finnvate Blog: Pokemon Banking for Fun (and Profit?)

2 Kommentare

Ein sehr interessanter Artikel. Witzigerweise dachten wir uns ebenfalls aus Spaß, dass man einen Pokémon vor die DZ PRIVATBANK in Luxemburg setzen könnte, um den aktuellen Hype um das Spiel aufzugreifen und die jüngeren Kunden „locken“ zu können.

Hallo Frau Zamani,
vielen Dank für das Feedback! Das ist eine gute Idee, das hätte sicherlich zu der einen oder anderen Reaktion geführt.
Liebe Grüße aus Frankfurt
Michelle Berger

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